Der kürzeste Fluss EuropasDubrovnik und die OmblaIn Kroatien - im Süden des Landes - gibt es ein Naturphänomen der besonderen Art: den kürzesten Fluss Europas - die Ombla, deren Quelle an einem Berg nordwestlich von Dubrovnik liegt. Für die Hafenstadt ist das Flüsschen nicht ohne Bedeutung, versorgt die Ombla doch Dubrovnik mit Trinkwasser und auch ihr teilweise unterirdischer Lauf könnte nach neuesten Erkenntnissen durchaus von Nutzen sein, so für die Stromerzeugung. Dubrovnik ist bekannt durch seine kunstvolle Architektur und seine erhabenen, auf Meeresklippen erbauten mittelalterlichen Stadtmauern. Doch kaum jemand kennt den kleinen Fluss nordwestlich der berühmten Stadt. Auch dass sein Wasser zur Stromgewinnung genutzt werden soll, wissen nur die wenigsten. Die Ombla entspringt in einer schmalen Bucht und ist mit einer Länge von etwa 20 m der kürzeste Fluss Europas. Gleich hinter einem zur Trinkwassergewinnung errichteten Staudamm mündet sie ins Meer. Schon seit 1438 versorgt sie Dubrovnik über eine heute noch benutzte Leitung mit Trinkwasser. Doch woher kommen diese Unmengen von Wasser? Diesem Rätsel wollten Wissenschafter auf die Spur kommen. Und gleichzeitig herausfinden, ob sich die Kraft dieser Wassermassen auch noch auf andere Weise nutzen ließe. Der erste Wissenschafter, der die als "Feenhöhle" bezeichneten Höhlenssysteme erforschen wollte, war Mirko Malez. Doch er kam nicht weiter als bis zum ersten Hohlraum, etwa hundert Meter über der Quelle. Danach war der Durchgang zu eng. 1985 entdeckte schließlich der slowenische Taucher Marko Krašovec durch Zufall die Quelle der Ombla. "Ich war gerade mit einem Kollegen auf dem Weg nach Montenegro, um dort zu tauchen. Als wir die Brücke über die Ombla überquerten, waren wir uns einig, dass wir eines Tages hier tauchen müssen. Auf dem Rückweg tauchten wir mit Erlaubnis der hiesigen Gewässerverwaltung unter die Quelle und entdeckten einen 30 Meter tiefen Siphon." Schließlich entstand die Idee, die Wasserkraft der Ombla zur Stromerzeugung zu nutzen. Doch im Unterschied zu herkömmlichen Wasserkraftwerken würde das Wasser hier unterirdisch gestaut werden. Dazu musste der unterirdische Flusslauf der Ombla erst genau erforscht werden. Die Höhlenforscher, allen voran Marko Krašovec, versuchten zuerst, den Durchgang zur Feenhöhle zu erweitern. Sie sprengten die Engstellen und öffneten so den Weg in die geheimnisvolle Unterwelt. Nach mehrmonatigen Forschungen entdeckten sie einen unterirdischen See, in dem die Taucher nach dem Hauptlauf der Ombla suchten. Dies stellte sich als gefährliches und anstrengendes Unterfangen heraus. Schließlich wurde ein Tunnel zum unterirdischen See gegraben. Bohrungen ergaben das genaue Profil des unterirdischen Flusslaufes. Doch mit etwas hatten die Projektbetreiber nicht gerechnet: mit den Fledermäusen der Feenhöhle. Diese stehen unter Artenschutz und so mussten den Wasserspiegel so niedrig gehalten werden, daß die Fledermäuse nicht gefährdet sind. So bleibt der schönste Teil der Höhle unberührt. Die Umgebung der Quelle bleibt unverändert und die Anlagen werden sich tief im Erdinneren befinden. Wann es soweit ist, dass die Ombla wirklich Strom erzeugt, kann noch niemand genau sagen. Doch die Betreiber versichern, dass sich das Projekt mit einer Investition von einer Milliarde Schilling lohnen würde. Dubrovnik hat schon lange Probleme mit der Stromversorgung, die durch dieses Wasserkraftwerk gelöst wären. Doch gerade die Stadt ist es, die am meisten um die Schönheit der sie umgebenden Landschaft fürchtet und diese keinesfalls gefährden will. Und so wird dieses einzigartige Spiel mit der Natur für die Betreiber des Kraftwerks zu einer verantwortungsvollen Aufgabe. Filmautor: Stipe Bozic´, TV-Kroatien
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